Pressespiegel des 25.Programms

Premierenkritik der WZ:

WZ-Artikel zu Michaels 35 Jahren Kabarett mit SchülerInnen in Wuppertal

Am Tag der Premiere unseres 25.Pogramms brachte die WZ den folgenden Artikel, der die 3 1/2 Jahrzehnte von Michael Kabarettarbeit würdigt.

Obwohl der Artikel das sehr zutreffend und schön formuliert tut, hätte sich Michael selber gewünscht, dass die Gruppe(n) statt ihm im Vordergrund gestanden hätten.

"Engels"-Online Artikel

Kein Schülerstreich, kein Welpenschutz

 

12. Dezember 2016 - ENGELS-ONLINE

 

 

Bombardieren oder bloß beobachten: Die Ministerin hat den Durchblick

 

(Foto: Michael Brischke)

 

„Wir schaffen das – WILLKOMMEN ab“ – „Kabarettungsdienst“ mit Jubiläumsprogramm

 

Man muss die Truppe schon „feste Größe“ nennen, wenn das Wort Dinge meint wie: Bekannt, profiliert, konti- nuierlich aktiv. Nun hätte Etabliert-Sein anderswo auch etwas Zweischneidiges, aber im Fall des „Kabaret- tungsdienstes“ taugt es in der Tat zum Lob: Als Einrichtung einer Schule, des heutigen Johannes-Rau-Gym- nasiums, wechseln die Spieler mit dem Abitur alle paar Jahre ganz automatisch – für Institutionen ist das doch sehr unüblich.

 

„Wir schaffen das – WILLKOMMEN ab“ ist das bereits 25. Programm, das derzeit noch bis Februar an ver- schiedenen Orten gespielt wird, z.B. an diesem Freitag, 9.12., in der Färberei. Und auch wer den Kabaret- tungsdienst trotz also reichlicher Gelegenheit bisher immer verpasst hat, mag doch den Namen kennen. Mi- chael Brischke, Gründer und Leiter der Truppe, gibt das Spiel in die Hände seiner Akteure. Hilfe beim Texten liefert er nach Bedarf. Als der Lehrer für Religion, Sport und Literatur im Jahr 1993 an das Barmer Gymnasium kam, hatte er schon gut zehn Jahre Schülerkabarett im Gepäck, von seiner „Putzkolonne“ am Kothen – und so etwas wollte die Schulleitung der damaligen „Siegesstraße“ auch.

 

Der heutige Titel mit der cleveren Abwandlung des Merkel-Zitats gibt den Rahmen für ein Programm aus Ein- zelnummern. Rund die Hälfte ist Themen gewidmet, die direkt zu tun haben mit dieser Ermutigung zur Flücht- lingslage – vielgehasst inzwischen und auch konterkariert. Die Szene „AfD und Pegida feiern ihre Überlebens- retter“ gehört dazu: Sie vertritt die klare These, dass Übergriffe den Rechten ebenso nützen wie deren mediale Aufbereitung. Frauke Petry bedankt sich da strahlend bei der auf einmal „geliebten Lügenpresse“, und im Saal geht der Spot auf dort stehende „Bürger“ mit schrägen Sorgen: „Ich will Weihnachten nicht in der Moschee feiern.“ Gleich der Einstieg widmet sich mit schönem Gespür für Bühnenkomik dem Aspekt der Bundeswehr-Beteiligung in Syrien: Ministerin von der Leyen gebietet, scharf zu unterscheiden zwischen militärischen Einsätzen und solchen als bloßer „Beobachter“ – bis ihre Soldaten es begriffen haben: Für letztere

 

Funktion hält beim drolligen Jet-Spielen halt nur der eine Arm als Flugzeugflügel her – die andere Hand rollt sich zum Fernglas. Das muss man nicht bis ins Letzte hinterfragen – komisch ist es allerwenigstens.

 

Andere Themen kommen hinzu: Sexy-Sucht im „Heidiland“, mit einer schrecklich-schönen Kim Kardashian umringt von ihren Möchtegern-Klonen. Auch ein Glanzstück wie „Mann-TV“ verhandelt zwar allgemein gesell- schaftliche Themen, aber der Titel kommt doch zum Zug: Mit dem latent brutalen Lederjackenbürger, dem Schönling und dem tumben Fußballfan ziehen drei stereotype Mannsbilder ihre eigenen Schlüsse aus den Sil- vester-Übergriffen, und auf einmal scheint ihre selbstverständliche Abgrenzung von „Flüchtlings-Grapschern“ gar nicht mehr so sicher. Ziemlich witzig zudem, wenn ein Fünfzehnjähriger die Szene jovial beginnt mit: „Ich, Ihr Innenminister.“

 

Denn wahr ist ja: Wer im Publikum dem Teenie-Alter entwachsen ist, und das sind einige, mag zuweilen et- was abstrahieren müssen von der Tatsache, dass diese Kabarettisten sichtlich noch ganz schön junge Hüpfer sind. Mag man sich von denen etwas sagen lassen, Urteile vorsetzen gar, zum Nachdenken bringen? Beim „Kabarettungsdienst“, das zeigt sich schnell, trifft sich immer wieder Spaß am Theater mit ernsthaft politi- schem Bewusstsein.

 

Klar, dass das nicht jedem gefällt: Ein Programm wie das heutige zeigt klare Kante, scheut sich nicht vor Feindbildern von Militär bis Pharmaindustrie und erlaubt sich sogar Parteilichkeit im engeren Sinne, wenn et- wa einsame Kämpfer für das Gute explizit als Grüne oder Linke zu erkennen sind. Verführerisch wäre eigent- lich, sich da zurückzuziehen hinter einem Label „Schülerkabarett“, das ja zum Herunterspielen eigentlich bereit läge. Doch Michael Brischke zeigt sich als freundlicher Überzeugungstäter: Wenn er am Rande des Auftritts betont, viele Besucher seien als Kabarettpublikum hier, nicht bloß begleitende Eltern, scheint das so gesehen nicht unriskant. Kein Wunder, dass eine Truppe sich nicht nur Freunde macht, wenn sie sendungsbewusst zu Felde zieht statt statt als „Schüler“ mit Welpenschutz. Aber seit wann ist das die Aufgabe von Kabarett.

 

Nächster Termin: Di 13.12., 19.30, Theater im Engelsgarten. Weitere Termine im Januar und Februar:

www.kabarettungsdienst.de/news-termine

 

MARTIN HAGEMEYER

 

ENGELS-Online: https://www.engels-kultur.de/kabarettungsdienst-wuppertal

WZ-Artikel zu Michael kommendem, seinem letzten Programm

 WZ-Wuppertal 26.1.2017 (Printversion)

 

Kabarettist mit Leib und Seele

 

In diesem Jahr bringt Michael Brischke sein letztes Programm auf die Bühne. Er gründete das erste Wuppertaler Schülerkabarett.

 

Barmen. Das 50-jährige Bühnenjubiläum läutet auch das Ende ein: Michael Brischke, seit 35 Jahren Leiter der Kothener Putzkolonne und dann des Kabarettungsdienstes, geht im nächsten Jahr in den Ruhestand. Dann übergibt er auch seine Kabarettgruppe an Kollegen. „Aber wenn man schon seit acht Jahren bewusst Kollegen einarbeitet, ist das kein Problem“, beruhigt der 64-Jährige.

 

Michael Brischke arbeitet bereits Kollegen in die Kabarettgruppe ein. Im nächsten Jahr möchte er vielleicht ein eigenes Programm auf die Beine stellen.

 

Archivfoto: Uwe Schinkel

 

Alles sei gut geplant. So habe er gezielt Karolin de Nocker ans Gymnasium Johannes Rau geholt. Die Tochter eines ehemaligen Klassenkameraden von Brischke habe schon länger Kabarett gespielt und großes Interesse an der Leitung des Ensembles. Gemeinsam mit Sebastian Paas und noch einem weiteren Kollegen will sie die wichtige Tradition fortführen. Bereits im nächsten Programm, für das jetzt die Proben anlaufen, übernimmt das neue Team. Dann wird es auch weniger Wochenend-Aufführungen geben. In der Übergangszeit mischt Brischke noch mit, aber danach keinesfalls, betont er. „Sonst geht das ja gar nicht.“ Höchstens die eine oder andere Melodie könnte er noch schreiben, wenn Bedarf sei. Schon jetzt ist geplant, dass es am 21. April 2018 eine große Abschiedsfeier für Michael Brischke gibt.

Brischke: „Mich juckt es noch bei jeder Aufführung“

Schluss mit Kabarett müsse dann aber nicht unbedingt sein, sagt der Lehrer. „Mich juckt es noch bei jeder Aufführung.“ Wenn er im Februar 2018 nicht mehr jeden Morgen zur Schule muss, könnte er sich ein eigenes Kabarettprogramm ausdenken. So wie damals, als er durch seinen Lehrer Ernst König zum Kabarett fand. „Oder ich schreibe ein Buch darüber - ich weiß es noch nicht.“

Denn sein Konzept einer Kabarettgruppe am Gymnasium, bei der die Schüler wirklich alles selbst machen, sei ziemlich einzigartig. „Schüler versuchen erst einmal, ein Hörspiel zu schreiben oder eine Predigt“, erklärt Brischke. Seine Aufgabe sei es dann, sie zu einer ungewöhnlichen Perspektive zu ermutigen. Jeder einzelne Schüler muss bei ihm auf Themensuche gehen. Zu zweit werden dann die Nummern ausgearbeitet. Erstmals hat der Lehrer dieses Jahr – nötig geworden durch die Schulzeitverkürzung – auch 13-Jährige in der Kabarettgruppe. Maximal zwölf Schüler dürfen schließlich an den Aufführungen teilnehmen.

Mehr Informationen zu der Kabarettgruppe gibt es unter www.kabarettungsdienst.de

KABARETTUNGSDIENST

Aufführungen  Derzeit spielt der Kabarettungsdienst noch sein 25.Programm mit dem Titel „Wir schaffen das – Willkommen ab. Aufführungen sind noch am Freitag, 3. Februar um 19.30 Uhr in der Börse, Wolkenburg, und am Samstag, 11. Februar im Ganztagsgymnasium Johannes Rau, Sedanstraße 26.

Programm   Ab September wird dann das nächste Programm gespielt, das jetzt vorbereitet wird.

(Artikel (leicht modifiziert) online unter:

 

http://www.wz.de/lokales/wuppertal/kabarettist-mit-leib-und-seele-1.2362291 )