Pressespiegel unseres 12. Programms : Agenda "Zwang ist schön"

"Nee, wat is Zwang schön"

Keiner bleibt verschont, wenn der Kabarettungsdienst zur satirischen Abrechnung einlädt. Foto: Gerhard Bartsch
Keiner bleibt verschont, wenn der Kabarettungsdienst zur satirischen Abrechnung einlädt. Foto: Gerhard Bartsch

Begeistert gefeiert wurde die Premiere des neuen Kabarettungsdienst-Programms "Agenda Zwang ist schön" in der Aula des Gymnasiums Siegesstraße.

 

 Barmen. Zum mittlerweile zwölften Mal präsentierte das Kabarett des Wuppertaler Gymnasiums ein abendfüllendes Programm, das sich mit Witz, Ironie und zum Teil beißendem Spott sowohl den aktuellen Themen der großen Politik wie Hartz IV, LKW-Maut, Gen-Nahrung oder deutscher Bildungsmisere als auch den diversen Kuriositäten des Alltags und der Medienwelt (Kübelböck & Co.) widmet.

 

 Gleich zu Beginn, in der "Hart(z)en Gewissensprüfung", müssen sich drei bedauernswerte Langzeitarbeitslose in Delinquentenpose vor einem Tribunal des Arbeitsamtes verantworten und sich bei der Beantragung des neuen Arbeitslosengelds II die Schikanen der taffen Arbeitsagentin Hart (Nadine Schiel), des nicht minder strengen Generals Stramm (Sebastian Rüdiger) und des blitzgescheiten Dr. Schnüff (Thomas Kühnast) gefallen lassen ("Es kann doch nicht so schwierig sein, diesen kleinen Fragebogen hier auszufüllen, lächerliche 16 Seiten für ein opulentes Arbeitslosengeld II!", "Wollen Sie einen Job erkämpfen oder ein Kaffeekränzchen veranstalten?").

 

 Mit scharfzüngigen Texten, die von den Schülerinnen und Schülern allesamt selbst verfasst wurden, nimmt das talentierte Ensemble, begleitet von Gruppenleiter und Regisseur Michael Brischke am Klavier, weitere gesellschaftspolitische Themen aufs Korn:

 

 Ob in der turbulenten Nummer "SMS von Schily" über die neusten Pläne des Innenministers zur privaten Verbrecherjagd mit dem eigenen Handy, der scharfen Satire "Neue Eliten braucht das Land", in der sowohl yuppiehafte Managertypen als auch groteske Mediensternchen wie Daniel Kübelböck und Dieter Bohlen ordentlich ihr Fett weg bekommen, oder schließlich der satirischen Auseinandersetzung mit den tagtäglichen Aggressionen im Straßenverkehr ("schneller angstfrei schneller" eine Therapie für Autobahnraser) sowie den neuesten Möglichkeiten der Kindererziehung mit Hilfe von Alkopos ("Alkinder oder früh übt sich") die Pointen des Kabarettungsdienstes sitzen.

 

Sie haben Niveau und treffen mit einem zum Teil brillanten Wortwitz immer den Kern der Sache. Das junge Ensemble (Wiebke Hansen, Anni Istel, Nadine Schiel, Tobias Elbers, Thomas Kühnast, Markus Pörner, Roland Granitzki und Sebastian Rüdiger) agiert dabei während des gesamten gut zweistündigen Programms stets souverän, beeindruckend textsicher und mit großem schauspielerischen Engagement und Geschick. Am Ende dieser wirklich gelungenen Premiere durfte man dann nach zwei Zugaben tatsächlich bestätigen: "Nee, wat is Zwang schön!"

 

· Die nächsten Termine: Di., 30. November (Gymnasium Siegesstraße, Zweigstelle Ronsdorf, An der Blutfinke); Sa., 22. Januar (Färberei); Do., 10. Februar (LCB im Haus der Jugend Barmen); Fr., 18. Februar (Hauptfeuerwache, August-Bebel-Straße); Sa., 26. Februar (Aula Gymnasium Siegesstraße).

 

 · Infos im Internet:

 

www.kabarettungsdienst.de

 

 22.11.04

Von Daniel Schraad

 

 Westdeutsche Zeitung, Wuppertal 22.11.2004

 

 Quelle: http://www.wz-newsline.de/seschat4/200/sro.php?redid=69281

Von Hilfspolizisten und Rasern

Auch Manni kann geholfen werden. Der Therapeutin gelingt es spielerisch,     den automatischen Bremsfuß unter Kontrolle zu bringen. (Foto: ww)
Auch Manni kann geholfen werden. Der Therapeutin gelingt es spielerisch, den automatischen Bremsfuß unter Kontrolle zu bringen. (Foto: ww)

"Kabarettungsdienst" zum ersten Mal in Ronsdorf

 

 Ronsdorfer Sonntagsblatt, 5.12.2004

 (ww) Erst kurz noch eine ganze Reihe zusätzlicher Stühle herangeschafft waren, konnte am Dienstag vor vollem Haus im Gymnasium an der Blutfinke die Vorstellung des „Kabarettungsdienstes“, einer weit über die Grenzen Wuppertals hinaus bekannten Gruppierung des Gymnasiums Siegesstraße, beginnen. Wiebke Hansen, Nadine Schiel, Roland Granitzki, Thomas Kühnast, Anni Istel, Sebastian Rüdiger und Tobias Elbers hatten an diesem Abend „Rettungs"-Dienst. Am Klavier begleitet von Regisseur Michael Brischke stellte das Ensemble sein nun schon zwölf das Programm erstmals in Ronsdorf vor.

 

Den Ablauf des Abends wiederzugeben würde jeden Rahmen sprengen, setzten die „Kabaretter" doch nach mehr als zwei Stunden noch zu zwei langen Zugaben an. „Agenda 'Zwang ist schön'" - der etwas sperrige Titel der Nummernfolge - ist eine Mischung aus Denkanstößen, die einmal Kopfschütteln, dann wieder laute Lacher auslöst.

 

Kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr, wird der Zuhörer beispielsweise in die Möglichkeit eingewiesen, sich per SMS in die polizeiliche Fahndung einbinden zu lassen. Registrierung unter "www.sms-fahndung.de" genügt.

 

Nicht ganz so wirkungsvoll fällt die Aufarbeitung des Themas „Hart(z)e Gewissensprüfung" aus. Lediglich das Fazit „So wird das nix mit der Stütze" prägt sich ein.

 

Beinahe zu lieblich gelingt die Nummer „Allkinder oder früh übt sich", in der es um die frühe Gewöhnung von Kindern an den Alkoholkonsum geht.

Nach der Pause gewinnt das Programm mächtig an Fahrt. „Schöner essen" als Werbeveranstaltung für gentechnisch veränderte Lebensmittel, die auch beim Konsumenten erwünschten Erfolge auslösen (Ochsenschwanzsuppe mit Gorilla-Gen oder Wassermelonen mit einem Wespen-Gen für die schlanke Taille) hatte ebenso seine tiefgründigen Momente wie die Suche nach „neuen Eliten", bei denen die Akteure für das Ausspielen ihrer ganz persönlichen Stärken viel Raum erhielten.

 

Zum vielleicht stärksten Stück des Abends geriet „schneller angstfrei schneller", eine Therapie für degradierte Könige der Landstraße, bremsfußgeplagte Sportwagenfahrer und unakzeptierte, schnell fahrende Frauen, denen die Therapeutin zu neuem Selbstbewusstsein bei der Raserei auf Deutschlands Straßen verhilft.

 

Bei der zweiten Aufführung seines neuen Programms präsentierte sich der „Kabarettungsdienst" als ein gut eingespieltes, ausgewogenes Team, das auch über Texthänger und das kurzfristige Fehlen eines Mitstreiters locker hinweg kam. Besondere Erwähnung verdiente sich an diesem Abend Sebastian Rüdiger, der seine unterschiedlichen Rollen von der alten Oma bis zum gewalttätigen Jugendlichen mit bemerkenswerter Intensität verkörperte, ohne dabei die gelungene Bühnenpräsenz seiner stilleren Kolleg/innen zu schmälern.

 

 Wer den Abend verpasst hat, sollte nach Aufführungsterminen des Ensembles im kommenden Jahr Ausschau halten.

 

 Ronsdorfer Sonntagsblatt, 5.12.2004

Die freundlichen „Kabaretter" für alle - und für alle Fälle

Bereits zum zwölften Mal präsentiert der "Kabarettungsdienst" ein Programm, das sich spitzfindig und witzig dem aktuellen Zeitgeschehen widmet.

Von Claudia Kasemann

 

Es sind schon alte Hasen, die Macher des „Kabarettungsdienstes" vom Gymnasium Siegesstraße.

 

Bereits zum zwölften Mal präsentieren die „Retter" ein Programm, das sich spitzfindig, witzig und immer genau den Punkt treffend seinen vielen Fans präsentiert. „Agenda Zwang ist schön" heißt es diesmal - und wer die Truppe kennt, kann sich lebhaft vorstellen, wie die „Kabaretter" große Politik, große Reformen und kleine Geister durch den Kakao ziehen.

 

 Seit der erfolgreichen Premiere Ende vergangenen Jahres gab es schon manche Aufführung, die sich genüsslich Themen wie Hartz IV oder PISA widmete. Bei der „Hart(z)en Gewissensprüfung" beispielsweise geht es heiß her, denn Arbeitslose müssen sich bei der Beantragung des Arbeitslosengeldes II „bewähren". Arbeitsagentin Hart (Nadine Schiel) und der nicht minder strenge General Stramm (Sebastian Rüdiger) sowie der blitzgescheite Dr. Schnüff (Thomas Kühnast) herrschen mit harter Hand.

 

 Mit scharfzüngigen Texten, die von den Schülern allesamt selbst verfasst wurden, nimmt das talentierte Ensembles, begleitet von Regisseur Michael Brischke am Klavier, weitere gesellschaftspolitische Themen aufs Korn.

 

 Das Ensemble (Wiebke Hansen, Anni Istel, Nadine Schiel, Tobias Elbers, Thomas Kühnast, Markus Pörner, Roland Granitzki, Sebastian Rüdiger) überzeugt, zeigt sich selbstsicher und verfügt über beeindruckendes schauspielerisches Können.

 

 Gegründet wurde der „Kabarettungsdienst" des Gymnasiums 1993 auf Initiative von Michael Brischke, der bereits von anderen Schulen über Erfahrungen verfügte. Nach engagierten Mitspielern musste er an der Siegesstraße nicht lange suchen: Es fanden sich genug Oberstufenschüler, die kreativ sein wollten. Inklusive Ausstattung und Werbung. Das erste Programm hieß „Von riesigen Nebenwirkungen" und hatte im April 1994 Premiere. Wenig später gab es die „Satirischen Verse" und wieder viel Applaus. Sechs Monate später hieß das dritte Programm „Willkommen im Freizeitpark Deutschland", die WZ schrieb: „Kabarett, wie es sein muss." Erstmals spielte man in der Färberei. So ging es erfolgreich weiter - mittlerweile ist man im zwölften Jahr - und es scheint allen immer noch großen Spaß zu machen...

 

 Die nächsten Termine des aktuellen Programms: Samstag, 22. Januar in der Färberei, Donnerstag, 10. Februar, im LCB. Am Freitag, 18. Februar, wird an der August-Bebel-Straße gespielt, und am Samstag, 26. Februar, gibt es noch eine Aufführung in der Aula des Gymnasiums Siegesstraße.

 

 Adresse im Internet: www.kabarettungsdienst.de

 

Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, Sonderveröffentlichung Barmen-Ost-Aktuell, 12.1.2005

Blockhütte statt Sozialwohnung und Gentomaten statt Oil of Olaz

Beziehen das Publikum  mit ein: Nadine Schiel  und Sebastian Rüdiger  vom Kabarettungsdienst  bitten zum „Gewissenstest  für Langzeitarbeitslose“  in der Gesamtschule     Bild: Schuffert
Beziehen das Publikum mit ein: Nadine Schiel und Sebastian Rüdiger vom Kabarettungsdienst bitten zum „Gewissenstest für Langzeitarbeitslose“ in der Gesamtschule Bild: Schuffert

Wuppertaler Schülerkabarett begeisterte mit politischem Programm

 

Hartz IV, Fahndung per SMS oder Genfood – „Agenda – Zwang ist schön“ – findet Der Kabarettungsdienst des Gymnasiums Siegesstraße aus Wuppertal. Mit ihrem hochpolitischen Programm begeisterten die Schüler am Dienstagabend in der Gesamtschule Welper.

„Es kann doch nicht so schwierig sein, diesen kleinen Fragebogen auszufüllen, lächerliche 16 Seiten für ein opulentes Arbeitslosengeld II“ – die Darsteller beziehen das umstrittene Hartz-IV-Formular und das Publikum in ihre „Gewissensprüfung für Langzeitarbeitslose“ ein. Anzug und saubere Bewerbungsmappe beim Vorstellungsgespräch? Von wegen. „Sie wollen einen Job erkämpfen und kein Kaffeekränzchen veranstalten.“ 40 qm Sozialwohnung? Nicht angemessen. „Wir hätten noch eine Blockhütte in der Elfringhauser Schweiz anzubieten.“

 

Auch die von Innenminister Otto Schily vorgeschlagene Fahndung per SMS hat ihre Vorteile. „Endlich verfolgt jeder jeden.“ Oder die neuen Alkopops schon für die Kleinsten. „Den Kindern wird nicht so schnell kalt, spart Heizkosten und die Zahl der Erzieher konnte gesenkt werden.“ Die Krabbelgruppe im Koma braucht schließlich keine Betreuung mehr.

 

Der Wolf als Alkohol-Dealer

 

Und beim „Märchen vom Rotnäschen“ betätigt sich der angeblich so böse Wolf als Alkohol-Dealer.

 

Toll auch die neuen Gentomaten, deren Verzehr gegen Falten und Fußpilz schützt: Oil of Olaz ist von Gestern. Der Philosoph Lessing muss feststellen, dass er heutzutage nicht mehr zur Elite gehören würde – denn die bilden jetzt Daniel Küblböck und Dieter Bohlen. LKW-Maut, Eurofighter und Transrapid kriegen ebenfalls ihr Fett weg.

 

Die überaus kritischen Texte haben die Jugendlichen alle selbst verfasst. Lehrer Michael Brischke, der seit 1993 mit diesen Schülern Kabarett macht, hat die Musik zu vielen Songs beigesteuert und begleitet die Show am Klavier.

 

Die Spielfreude der acht Darsteller auf der Bühne wurde auch nicht durch den eher mageren Besuch von gerade mal 19 Zuschauern getrübt. Lag die schwache Resonanz vielleicht an der unglücklichen Raumwahl? Denn die Türen der Gesamtschulaula an der Marxstraße waren verschlossen: Die Aufführung fand im Nebengebäude Lange Horst statt. Und ein entsprechender Hinweis auf der Einladung fehlte. JMG

 

WAZ Ruhr-Anzeiger, Hattingen, 17.2.2005