Pressespiegel unseres Gastspielprogramms "Prima Klima"

Kabarett: Sehr bissig und böse – aber auch richtig gut

Prima Klima: Der Kabarettungsdienst des Johannes-Rau-Gymnasiums hatte offenbar auch selbst viel Spaß an der Satire.       (Foto: Mathias Kehren)
Prima Klima: Der Kabarettungsdienst des Johannes-Rau-Gymnasiums hatte offenbar auch selbst viel Spaß an der Satire. (Foto: Mathias Kehren)

von Nina Henkels

 

Kabarettungsdienst:

In der Aula des Johannes-Rau-Gymnasiums zeigte die Truppe „Prima Klima“

 

AKTEURE: Jasper Tobias Elbers

 

Der 21-Jährige ist seit sechs Jahren dabei, obwohl er sein Abi lange in der Tasche hat. „Ich kann einfach nicht aufhören“ grinst er. „Es macht einfach Spaß mit der Gruppe zu arbeiten. Die soziale Komponente bleibt im normalen Schulalltag ja leider meistens auf der Strecke. “

 

Sarah Frede ist 17 Jahre alt und im Gegensatz zu Jasper neu dabei. „Ich habe eine sehr große Wut auf die Welt und mich stören echt viele Sachen. Beim Kabarett kann ich das gut verarbeiten“ erklärt sie mit einer Leidenschaft, die sie authentisch macht.TERMIN:

 

Bevor die Gruppe nun zu einer Tour nach Baden-Württemberg aufbricht, kann man den Kabarettungsdienst am 18. Juni im Rahmen der Schultheaterwoche nochmal im Rex-Theater beim Einsatz beobachten.

 

Wuppertal. „Wo wir hinkommen, ist es meistens schon zu spät“. Was für einen Krankenwagen dramatisch wäre, ist für den Kabarettungsdienst des Johannes-Rau-Gymnasiums genau richtig – Missstände, Ungerechtigkeiten, das ganz alltägliche Übel der Welt wird durch den Kakao gezogen, mit spitzer Zunge kommentiert und so wiederbelebt, dass der Zuschauer mit einem Kloß im Hals lachen muss.

 

Amoklauf trotz Notfallordner, geht denn das überhaupt?

 

So geschehen am Samstag in der Aula des Gymnasiums. Mit einer abwechslungsreichen Auswahl aus den Programmen der vergangenen sechs Jahre präsentierte die Satiregruppe ein sehr ansprechendes Kabarett zu Themen, die immer noch oder wieder aktuell sind. So näherten sich die Schüler auf verschiedene Art und Weise dem Thema Amoklauf in Schulen an. Mal wurde verzweifelt und vergebens versucht, den Anweisungen des umstrittenen Notfallordners zu folgen, ein anderes Mal ging es um sehr subjektive Sichtweisen gegenüber gewaltverherrlichenden Computerspielen.

 

Sehr bissig und grotesk wurde es dann bei der fiktiven Show „Deutschland sucht den Superhitler“. Dort standen dem Publikum verschiedene Ausführungen der Person Hitler zur Wahl, so wie er gerne in den Medien dargestellt wird: Psychopath, Dummkopf, Demagoge oder Entertainer. Wem keiner zusagt, dem wurde empfohlen, einfach die Geschichte neu zu schreiben.

 

Weitere Kritik, nicht nur an der Medienkultur, übte die Nummer „Hartz IV-Promi-Dinner“, in der Prominente wie der Deutsche Bank-Vorsitzende Josef Ackermann und Verona Pooth Tipps für ein Menü mit Kräutern aus dem Stadtpark gaben. Auch in den anderen Nummern gab es kein Pardon – weder für deutsche Mallorca-Strandurlauber, die ein ankommendes Flüchtlingsschiff mit einem Abenteuerurlaub verwechseln, noch für den Geiz-ist-geil-Trend, der zur Eigen-Blinddarm-Operation aufruft.

 

Hin und wieder gab es kleine Versprecher, die jedoch charmant überspielt wurden; die Zuschauer konnten einfach nur staunen über die charismatische und sympathische Gruppe, deren Professionalität überzeugte.

 

„Man kann nie Kabarett machen ohne sich selbst mit einzubeziehen“ sagt Leiter Michael Brischke, der manche Nummern am Klavier unterstützte. Er gründete 1981 die erste Schülerkabarettgruppe „Die Kothener Putzkolonne“, seitdem ist es seine Berufung „die Liebe zu dem Genre bei den Schülern zu wecken“. Mit Erfolg, wie man sah und hörte.

 

WZ-Wuppertal, 8.6.2009

nach: http://www.wz-newsline.de/?redid=542765&b=2