Pressespiegel (Auszüge)

® zu unserer Gastspielreise 1999 nach Baden-Württemberg und zum Kirchentag

 

® zu unserm 7. Programm „50 Jahre und kein bisschen leiser“

Äußerst Korrekt

Kabarett aus Wuppertal: Eva Hocke und Silvia Munzon Lopez (von links) singen ein Couplet und werden von Michael Brischke (rechts) begleitet. Bild: Rippman
Kabarett aus Wuppertal: Eva Hocke und Silvia Munzon Lopez (von links) singen ein Couplet und werden von Michael Brischke (rechts) begleitet. Bild: Rippman

Schwäbisches Tageblatt, Mössingen, 15.06.1999

Wuppertaler Kabarett im Quenstedt-Gymnasium

MÖSSINGEN (hs). Der "Kabarettungsdienst" ist wieder im Schwäbischen unterwegs. Die Schülerinnen und Schüler vom Wuppertaler Gymnasium Siegesstraße zeigten ihr neustes Programm "Frisch gestrichen" am Sonntag Abend in der Mössinger Quenstedt.-Aula zum ersten mal.

 

Kein Deutschlehrer, der die Texte bearbeitet oder gar selber schreibt: Die zwölf mitwirkenden Oberstufenschüler haben alle Nummern eigenständig entwickelt. "Eine ungewöhnliche Arbeitsweise, die sich identitätsbildend auswirkt", erklärt Lehrer Michael Brischke, der das Kabarett 1993 gründete und an den Textgruppen der Schüler "nur teilnimmt". Brischke ist der Mann am Klavier und hat auch das inzwischen sechste Programm "Frisch gestrichen" musikalisch eingerichtet.

 

Und diese Nummern-Revue kann sich sehen lassen. "Traumfrau und Traumfrau unterwegs" etwa zeigt, wie es deutschen Urlaubern im Kosovo ergehen könnte. Aber darf man damit spaßen? Durchaus, wenn herzhaft darüber gelacht werden kann und das ganze schon fast so gut ist, wie man es von Monty Python gewohnt ist. Überhaupt ist viel schwarzer Humor angesagt: In "Humanitäre Ziele" spielt die Truppe ein blutiges militärisches Szenario, ein "Anschluss für jede Nummer" endet für den Familienvater am Sex-Telefon völlig unerwartet.

 

"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der fremde in unserem Land?" fragen sich die sieben Zwerge. Was "so richtig deutsch" ist, haben die Zuschauer zuvor bereits erfahren: einfach nur deutsch sein.

 

Mit Spontaneität, Improvisationskunst und großer Spielfreude präsentierten die Leute vom Kabarettungsdienst ein Programm aus politischem Kabarett und Comedy, dabei war "Äußerst korrekt - oder wie man politisch korrekt spricht eines der Glanzlichter des Abends.

 

Schade allerdings, dass nur knapp 30 Zuschauer in die Quenstedt-Aula kamen, doch die waren begeistert und dankten mit viel Applaus. Weitere Vorstellungen: Dienstag, 15. Juni, 20 Uhr, in der Aula des Hechinger Gymnasiums.

Alternative zum Scheibenwischer

IM GYMNASIUM gastierte am Dienstag abend wieder der "Kabarettungsdienst" aus Wuppertal. Auch dieses Schülergastspiel wurde vom Publikum mit Beifall nicht zu knapp bedacht.
IM GYMNASIUM gastierte am Dienstag abend wieder der "Kabarettungsdienst" aus Wuppertal. Auch dieses Schülergastspiel wurde vom Publikum mit Beifall nicht zu knapp bedacht.

Hohenzollersche Zeitung, Hechingen, 17.06.1999

„Tatü, tata – der Kabarettungsdienst ist da!“ – Wuppertaler Schüler wurden gefeiert

 

Nein, auf (Scham-)Grenzen oder etwaige Gürtellinien nahmen elf Schüler des Wuppertaler Gymnasiums Siegesstraße am Dienstag in der Aula des Hechinger Gymnasiums keinerlei Rücksicht. Wieso auch, schließlich waren die durchaus ernsten Themen und Anliegen des "Kabarettungsdienstes" in Wunderbarer Polemik und vordergründige Komik verpackt, ohne Dabei an Tiefgang zu verlieren - Kabarett eben.

 

Der Lehrer Michael Brischke hat das Kabarett 1993 gegründet; seitdem stellen die Wuppertaler Schüler regelmäßig Kabarettprogramme zusammen und führen sie auf. Brischke steht den Schülern dabei als Mentor, Komponist und Klavierbegleiter zur Seite, doch - und das ist dem Lehrer besonders wichtig - jede einzelne Textzeile hat die Truppe in Eigenregie verfasst.

 

In der Wuppertaler Region ist der "Kabarettungsdienst" weithin bekannt, und auch in den neuen Bundesländern war die Truppe schon unterwegs. In den nächsten Tagen stehen vier Gastspiele im Rahmen des Evangelischen Kirchentages in Stuttgart auf dem Programm, vor ihrem Auftritt in Hechingen waren die Schüler schon in Reutlingen und Mössingen.

 

Franz Josef Heukamp hat die Kabarettisten auf die Bühne geholt - mit pädagogischem Hintergedanken: Waren die Hechinger Gymnasiasten am Dienstag Abend noch begeisterte Konsumenten, so stellten ihnen ihre Wuppertaler Kollegen gestern Nachmittag das Kabaretthandwerk in einem Workshop vor. Und vielleicht finden sich unter den Schülern der zwei teilnehmenden Leistungskurse der Klassenstufe 12 einige Kabarettisten, die etwas ähnliches am Gymnasium aufziehen?!

 

Begeistert war das Hechinger Publikum von den Darbietungen des "Kabarettungsdienstes" allemal, davon zeugte nicht zuletzt die energisch geforderte (und gewährte) Zugabe. Thematisch spannen die Schüler einen weiten Bogen, von Telefonsex ("Anschluss für jede Nummer") über Fußball ("erhaltenswertes Kulturgut"), rechtsradikale umtriebe in der Bundeswehr ("Einzelfälle") und die Katholische Schwangerschaftsberatung ("Schein mit Segen"), bis zum Fanatismus der Boy-Group-Fans ("geil und schön").

 

Einer der Höhepunkte des Gastspiels "Frisch gestrichen" war zweifelsfrei der Auftritt der sieben Zwerge, die das fremde Schneewittchen freundlich bei sich aufnehmen (Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Fremde in unserem Land?). Doch die Stimmung im Land hinter den sieben Bergen ändert sich, an das Haus der siegen Zwerge wird ein Hakenkreuz mit der Parole "Ausländer raus" geschmiert, und die Zwerge denken nach: "Ist mit der Parole wohl auch Schneewittchen gemeint? Ist Schneewittchen zu Hause vielleicht sicherer als hier? Sind ohne sie im Zwergenland nicht sicherer auch wir?"

 

Anschläge mit Gürtel und giftigem Kamm überlebt Schneewittchen nicht, die Zwerge trauern. Doch keine Prinzessin oder stolpernde Träger retten Schneewittchen in der Märchenadoption des "Kabarettungsdienstes": "Spieglein, Spieglein an der Wand, herrscht Krieg in unserem Land?"

 

Ein Abgesang auf die "political corectness" war das Finale. Ein Negerkuss (korrekt: Schokoladenschaumkuss") wird durch "gedankenloses Sprechen zu einem Instrument der totalen Verachtung und Entwürdigung" und gar zur "Keimzelle des Neofaschismus", eben "Zucker gewordene Propaganda".

 

Mit immer wieder neuen Kostümen kamen die Mitglieder des "Kabarettungsdienstes" auf die Bühne, Musik und Gesang verstärkten die Wirkung einzelner Titel noch, und auch die Bühnenbeleuchtung (Rolf Bausch) war wichtiger Bestandteil - hervorragend. Eine echte Alternative zum inzwischen einschläfernden TV-"Scheibenwischer". mm

Retter aus satirischer Not

Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, 10.07.1999

 

Der „Kabarettungsdienst“ des Gymnasiums Siegesstraße trat mit großem Erfolg auf dem Kirchentag in Stuttgart auf.

Von Tobias Huth

 

Neben Deutsch, Mathe, Englisch und dem Abitur bietet das Gymnasium am der Siegesstraße auch Hilfe in satirischer Not an. Der 1993 ins Leben gerufene "Kabarettungsdienst" verabreicht seinem Publikum satirische Spitzen zu aktuellen politischen und literarischen Themen.

 

Auch beim diesjährigen Kirchentag in Stuttgart durften die zwölf jungen Kabarettisten vor überfüllten Sälen ihre satirischen Seitenhiebe austeilen. Eine bunte Themenvielfalt ist bei der Schüler-Truppe Programm. Von der Problematik des Einsatzes kriegerischer Mittel in der Kosove-Kriese bis zur Diskussion über die Vergabe der Fußball-Übertragungsrechte: "Jedes der aufgeführten Stücke entstand unter völliger Eigenregie der Schüler", so Studienrat Michael Brischke, der das Kabarett an der Siegesstraße 1993 ins Leben rief.

 

Über den diesjährigen Auftritt beim Kirchentag gerät der Lehrer ins Schwärmen: "Nachdem die meisten Veranstaltungen wegen Überfüllung geschlossen waren, improvisierten wir Kurzerhand für die Ausgeschlossenen eine Open-Air Aufführung die sehr gut ankam."

 

Über fehlende Engagements kann sich der "Kabarettungsdienst nicht beschweren. Neben der Einladung für den nächsten Kirchentag haben auch die Veranstalter der Expo 2000 bei der Schüler-Truppe angefragt. Wer die "Retter aus satirischer Not aus nächster Nähe sehen möchte, kann das am 21. August bei der Premiere des neuen Programms an der Siegesstraße machen.

Bestandaufnahme der Republik

Die erfolgreichen Kabarettisten des Gymnasiums Siegesstraße
Die erfolgreichen Kabarettisten des Gymnasiums Siegesstraße

Wuppertaler Rundschau, 25.08.1999

 

 Der "Kabarettungsdienst des Gymnasiums Siegesstraße überzeugte

 Bereits mit dem 7. Programm präsentierte sich am vergangenen Samstag der "Kabarettungsdienst" des Gymnasiums Siegesstra0e und seine Mitglieder stellten erneut unter Beweis, dass sie eine Menge zu sahen haben. Kabarettistische Schützenhilfe leistete einmal mehr der Pädagoge Michael Brischke, der wahrend der Vorstellung als Mann am Klavier auch für den richtigen Ton sorgte.

 

"50 Jahre und kein bisschen leiser" ist der Titel des aktuellen Programms, das einer Momentaufnahme der Nation gleicht. Doch haben sich die Schülerinnen und Schüler nicht mit den Befindlichkeiten ihres Pennäleralltags auseinandergesetzt, sondern sich der politischen Themen der Nation gewidmet. Dies gelingt bei vielen Sketschen inhaltlich durchaus überzeugend, die jungen Kabarettisten bieten witzige Lösungen an und kommen fast ohne jede Requisite aus.

 

Weiterer Pluspunkt der engagierten Truppe ist die Art und Weise, wie sie ihr Anliegen verpacken und es auf die Bühne bringen. Schnell und dynamisch folgt Nummer auf Nummer, ist die Zeit, die dem Zuschauer bleibt, um die bitterböse Ironie hinter dem Lacher zu erkennen, reichlich knapp. Selbstsicher, trotz der Premierenanspannung, zeigen die Akteure ihre darstellerischen Fähigkeiten und können auch musikalisch überzeugen.

 

In zwei abwechslungsreichen Stunden treffen die Zuschauer auf Schröder, Scharping und Trittin, die partisanenmäßig im Schützengraben vor der herrschenden Industrie Zuflucht gesucht haben. Die drei Politiker finden jedoch die Lösung, Schröder als Vorsitzender der Banden, Scharping an die Spitze der Rüstungsindustrie und Trittin in die Vorstandsetage der Automobilbranche, erst dann können sie ihre Ideen umsetzen.

 

Es geht um den Doppelpass und die Möglichkeit, den guten vom schlechten Bewerber zu unterscheiden, die TV-Talkshow wird auf die Schippe genommen, ebenso der Telefon-Sex und bei Free-TV gibt es beim Mehmet-Tag die Asylantenjagd zum Mitmachen als multikulturelles Event.

 

Im Kosovo kann auch der Kindergarten militärisches Ziel werden und der Kabarettungsdienst hat die Schrecken der Zukunft erkannt: 32 Millionen Nigerianer auf Urlaub in der BRD, die sich benehmen, sie die Deutschen auf Mallorca. Zukunftsweisend auch die Idee, die WSW aus den roten Zahlen zu führen, der Unfall der Schwebebahn lässt sich als rührendes Liebesdrama zum Film á la Titanic vermarkten.

 

Für Technik, Texte und Spiel sorgten: Silvia Bruckert, Eva Miriam Hacke, Lavinia Korte, Nadine Mariacher, Silvia Munzon, Julia Penner, Rolf Bausch, Fabian Maruschat, René Möllmer, Marcus Pörner, Sebastian Rüdiger, und Kai Stiens. Nächste Vorstellung am Freitag, 26. August, 19.30 Uhr, in der Aula der Siegesstraße. Sabina Bartholomä

Gnadenlos böser Spaß am „Asylrad“

Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, 23.08.1999

 

Politische Skandale, Tabus und Affären – die siebte Auflage des „Kabarettungsdienstes“ feiert eine gelungene Premiere.

Von Nicola Kuhrt

 

"Kurz vor Beginn hatten wir alle einen Durchschnittspuls von 200",erzählt Michael Brischke, Leiter des "Kabarettungsdienstes". Das Lampenfieber hat sich gelohnt. Die Erstaufführung der Kabarettgruppe vom Gymnasium Siegesstraße war brillant. Unter dem Titel "50 Jahre und kein bisschen Leiser" beschäftigt sich die zwölfköpfige Truppe gnadenlos mit politischen Skandalen, Tabus und Affären.

 

Jeder Text stammt aus eigener Feder, außerdem kümmern sich die Rettungsdienstler auch um Musik, Requisiten und Programmhefte. In dem zweistündigen Programm beschränkten sie sich nicht darauf, herrschende Missstände anzuprangern. Für jedes Problem haben sie auch gleich eine Lösung parat: Wer für einen Wagen keinen Tüv mehr bekommt, fährt einfach nach Nord-Kopekistan, wer Asyl beantragt, muss vorher in der Gameshow "Mehmet-Tag mitmachen, beliebtes Spiel hier: das "Asylrad".

 

Der Kabarettungsdienst widmet sich nicht nur gekonnt politischen Themen, auch die Telekom und der tägliche Talkshow Wahnsinn stehen auf dem Programm: "Das Wort zum täglichen Talk" wird von "Pfarrer Jürgen Ziege" gesprochen, beim Telefonsex unter dem Motto "Anschluss für jede Nummer" hat der unglückliche Ehemann leider seine eigene Schwiegermutter am Apparat.

 

"Kabarett ist eine Droge", weiß Lehrer Michael Brischke, der seit ´81 satirische Schülergruppen leitet: "Wir sind verrückte, die noch daran glauben, dass man die Menschen verändern kann." So sind die zwölf Darsteller des "Kabarettungsdienstes" mit viel Spaß dabei, die 20jährige Silvia Munzon ist so begeistert, dass sie gerne eine Schauspielschule besuchen möchte. Auch Markus Pörner, der seit der 10. Klasse beim Kabarettungsdienst mitmacht, ist mit vollem Einsatz dabei. "Ich freue mich immer wieder darüber, wie sich unsere Ideen zu fertigen Nummern entwickeln. Wenn das Publikum dann applaudiert, hat sich die ganze Arbeit gelohnt."

 

Weitere Vorstellungen am 26. August in der Aula des Gymnasiums Siegesstraße, am 29 August in der Alarmhalle der Hauptfeuerwehr und am 8. September in der Färberei, Stennert 8.