Pressespiegel unseres 13. Programms:Nur nicht schwarz sehen !

Ein richtiger Job noch im Laufe dieses Lebens?

"Nur nicht schwarz sehen" lautet der Titel des neuen Programms vom Kabarettungsdienst der Siegesstraße.

 

Von Valeska von Dolega

Wuppertal. Pünktlich zum Herbst kommen die Kabarettisten mit ihren neuen Programmen. Das ist bei den Großen wie Bruno Jonas, Georg Ringswandl und Gerhard Polt so und beim Nachwuchs wie dem Kabarettungsdienst des Gymnasiums Siegesstraße nicht anders. In Zeiten, in denen Politiker quasi selbst Kabarett machen, ist es nicht ganz leicht, aus der schleichenden Agonie zu rütteln. Folgerichtig haben sich die Oberstufenschüler um Lehrer, Regisseur, Souffleur und Musiker Michael Brischke nicht nur auf Aktuelles aus der Politik konzentriert, sondern kasperln in ihrem 13. Programm "Nur nicht schwarz sehen!" ebenso über kulturelle Erscheinungen.

 

Dazu gehören die unschlagbare Zeile "Wir sind Papst!" und menschliche Makel im Sinne von Schönheitswahn. Außerdem halten die Schüler im Unterton erfreulicherweise immer die Fahne des Musikkabaretts hoch. Jede Szene ist von ihnen selbst erdacht, geschrieben und umgesetzt. Manche aus dem Ensemble so wie Bastian "Basti" Rüdiger -fühlen sich auf der Bühne offensichtlich wohl und starten durch. Eine solche Glanznummer ist die satirische Interpretation des Inbegriffs der bewährten Fernsehunterhaltung namens "Wetten, dass . . .". Es behauptet niemand, die Farbe eines Buntstifts an seinem Geschmack zu erkennen, sondern Bürger wetten, ob ihre Hüftoperation weiterhin von der Kasse bezahlt wird, dass sie unter den Arbeitslosen auserwählt sind und noch in diesem Leben einen Job finden, und ein gewisser Herr Stoiber bietet die Außenwette an, bei der Bitterfelder (Ost) gegen Gelsenkirchener (West) antreten. Die Wette von Mr. President, er werde demnächst in den Iran einmarschieren, muss leider abgelehnt werden denn wer wettet schon dagegen?

 

 Obwohl manchmal sichtbar vom Lampenfieber geschüttelt, gelingt es den fünf jungen Frauen und ihren vier männlichen Kollegen mit dem knapp zweistündigen Programm, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Eltern, Geschwister und Freunde fanden an dem bunten Gemisch aus immerwährenden Themen wie Genmanipulation und Klischeedenken und einer phantastischen Erzählgeschichte über Ein-Euro-Jobs an der Schule, die größtenteils pantomimisch umgesetzt wurde, Gefallen und erklatschten sich dementsprechend zwei Zugaben.

 

 Weitere Auftritte am 26. September um 19.30 Uhr in der Zweigstelle Ronsdorf, An der Blutfinke; 19. Oktober um 20 Uhr im Haus der Jugend Barmen; am 28.Oktober um 19.30 Uhr Alarmhalle des Hauptfeuerwache (August-Bebel-Straße).

 

 www.kabarettungsdienst.de

 

 Westdeutsche Zeitung, WUPPERTAL, 19.09.05

Erste Hilfe für Schule und globales Dorf

Wuppertaler Schülertheater Kabarettungsdienst gab Gastspiel in der Gesamtschule. Viel Applaus

 

 Von Arne Poll

 Politisch, hochaktuell, gesellschaftskritisch und nicht zuletzt witzig. So etwa lässt sich das Programm des Kabarettungsdienstes in wenigen Worten zusammenfassen. Die Schüler des Wuppertaler Gymnasiums Siegesstraße waren am Dienstagabend in der Gesamtschule Welper zu Gast und zeigten ein Unterhaltungsprogramm, das weit über das Niveau von üblichem Schülertheater hinausragte. „Nur nicht schwarz sehen" heißt das mittlerweile 13. Programm der Wuppertaler Nachwuchstruppe. Mit ihren selbst geschriebenen Liedern und Texten blickten die Schüler in die Zukunft von Schule, Deutschland und des „globalen Dorfes".

 

 Die Rundumüberwachung zwischen Big Brother und digitaler Patientenkarte Namen Mirella Goral und Thomas Kühnast aufs Korn. Kennenlernen kann ganz schön kompliziert sein: „Schau mir in die Augen und ins Herz - doch warte, besser noch, Du schaust gleich auf meine Karte."

 

 Sein Wettbüro eröffnete Sebastian Rüdiger auf der Bühne. Dort begrüßte er allerhand prominente Gäste wie den US-Präsidenten George Busch: „Mister Präsident, sie wollen wetten, dass Sie als nächstes in den Irak einziehen? Aber wer wettet denn hier dagegen?" Oder britisch: „Sie wetten 20 Millionen Pfund, dass Camilla niemals Königin wird? Ok, Lissy."

 

 Bunte Charaktere betraten die Bühne. Zweier Rentnerinnen schimpften auf die Jugendlichen. Die Kinder fluchten über die „Alten", die einem ja so gar nix erlauben: „Ich bin doch schon alt genug für so'n bisschen Spaß zu zweit."

 

 Die Schüler sangen das „Lied von den Ein-Euro-Produkten" und schickten die globale Feuerwehr zum Flächenbrand. Klar, dass auch das Thema Handy nicht fehlen durfte. Nadine Schiel und Wiebke Hansen wagten sich als Riesentelefone zwischen die Sitzreihen. Viel Applaus gab's vom Publikum. Der Kabarettungsdienst darf weiter Erste Hilfe leisten.

 

Wir sind Papst“: Der Kabarettungsdienst setzte die Schlagzeile gesellschaftskritisch in einer Bühnenszene um.

 

 Westfälische Rundschau, Hattingen, 10.11.2005

Humboldt-Gymnasium: »Nur nicht schwarz sehen«

Kabarett der Spitzenklasse mit Vassilissa Airaudo und Ayda Khalilallafi erlebten die tobenden und applaudierenden Besucher im Veranstaltungsraum des Humboldt-Gymnasiums. (Foto: Thomas Dauber)
Kabarett der Spitzenklasse mit Vassilissa Airaudo und Ayda Khalilallafi erlebten die tobenden und applaudierenden Besucher im Veranstaltungsraum des Humboldt-Gymnasiums. (Foto: Thomas Dauber)

»Retter« des Kabaretts

 

»Ah, Mr. President, sie wollen darauf wetten, dass sie als nächstes in den Iran einmarschieren?! Ja, schön, aber wer wettet denn dagegen?« Sebastian Rüdiger nimmt in seinem »Wettbüro« George Bush aufs Korn. Und nicht nur ihn. Mit Scharfzüngigkeiten, die weit über das Maß eines »normalen« Schülerkabaretts hinausgehen, ließ die neunköpfige Truppe des »Kabarettungsdienstes« aus Wuppertal das Humboldt-Gymnasium in Ohligs »rocken«.

 

Solingen. Ob es nun das fiktive Wettbüro war, Liebe mit digitaler Plastikkarte, die letzte Bravo mit Britney Spears, Ein-Euro Jobs für billige Arbeitskräfte, die Bild-Zeitung mit ihrer Titelzeile »Wir sind Papst« oder ganz allgemein die Kritik an der Globalisierung, der »Kabarettungsdienst« wusste auf alles eine kabarettistische Darstellungsform. Die fiel unter dem Motto: »Nur nicht schwarz sehen,« durchgängig spitzfindig und kritisch aus, dabei aber auch so, dass kein Auge trocken blieb bei den Zuschauern im Veranstaltungsraum des Gymnasiums, der bis zum letzen Platz belegt war. Kein Wunder, die Auftritte des Teams sind mittlerweile Kult und im 13. Jahr nach der Gründung längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Früher tourte man sogar für die Goethe-Gesellschaft und füllte Hallen mit bis zu 2000 Besuchern.

 

Heute geht es mitunter kleiner zu; geblieben ist, dass die Schüler ihre Texte selbst verfassen und bei den sogenannten »Probentagen« in einem Tagungshotel in Rheine einstudieren.

 

»Ein Programm läuft ein Schuljahr lang, nach jeder Auflage wechseln einige der Schüler, die mitmachen,« klärt Studiendirektor Michael Brischke vom Wuppertaler Gymnasium Siegesstraße auf. Er selbst ist bei den Auftritten immer mit dabei und begleitet die Jungstars am Klavier.

 

Damit das hohe Niveau gehalten wird, geschieht der Übergang zur jüngeren Generation aber langsam. »Einige Ältere, die die Schule schon verlassen haben, sind immer noch dabei, weil es ihnen so viel Spaß macht«, sagt Brischke.

 

15 Auftritte stehen bis jetzt in dieser Saison zu Buche, davon drei in der Klingenstadt. Der nächste Termin ist bei einer Sitzung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. »Da wollen wir die drögen Politiker und Gewerkschaftler mit unserer Sicht von Politik und Gesellschaft auflockern,« sagt Sebastian Rüdiger.

 

Bei diesem tollen Programm ist das Selbstbewusstsein sicherlich gerechtfertigt.

 

Thomas Dauber

 

Wochenpost Solingen, 6.12.2005

"Nur nicht schwarz sehen" - ein kleines Fazit

Kabarettungsdienst überzeugte auch mit seinem nunmehr 13. Programm

 

 Barmen. (red) Wenn Angela Merkel im Wettbüro darauf setzt, Nachfolgerin von "Wir sind Papst - Benedikt" zu werden oder Jean Pütz von der Heimwerkerei zur Schönheitschirurgie gewechselt ist und ihnen eine neue Nase anbietet - dann brauchen sie keine Angst zu haben. Sie sind nicht verrückt geworden, vielmehr sie sind höchstwahrscheinlich nur Zuschauer beim 13. Programm des "Kabarettungsdienstes" des Gymnasiums Siegesstraße, das in den vergangenen Monaten die Säle der Region, darunter nur zwei Mal in der eigenen Schule, regelmäßig füllte.

Dieses Mal hatte sich die neunköpfige Crew unter dem Motto "Nur nicht schwarz sehen" versammelt und präsentierte dem Publikum ihre Ideen und Eindrücke über das Jahr 2005, berühmte Persönlichkeiten und die Welt im Allgemeinen. Wie jedes Jahr unterstützt von Lehrer Michael Brischke, der auf dem Piano begleitete und als Regisseur die Truppe organisierte und leitete.

 

Meistens gelang den Schülerinnen und Schülern der Spagat zwischen Klamauk und politischer Satire. Alles fängt mit einem pessimistischen Rückblick auf das vergangene Jahr an, stets mit einem besonderen Blick auf die Bundesrepublik. Wobei so wirklich pessimistisch ist der eigentlich gar nicht, denn man soll ja "nur nicht schwarz sehen". Und so wird selbst der größten Katastrophe noch etwas Positives abgewonnen, den schlimmsten Missgeschicken noch ein freundliches Gesicht aufgesetzt.

 

Titelte etwa die Bildzeitung im April letzten Jahres noch stolz: "Wir sind Papst", so stellte sich für die Kombo des Kabarettungsdienstes natürlich die Frage: Was heißt das eigentlich für uns Deutsche? Also gründet etwa Sebastian Rüdiger als Proll und Familienvater, mit Bier und Schalke-Schal geschmückt, seinen persönlichen Vatikan. Da steckt das Wort "Vati" schließlich schon drin. Nebenan in der Kneipe werden ähnliche Schlüsse gezogen. Drei stark angetrunkene Stammtischler ernennen einen aus ihrer Mitte zu Papst Aquavit dem 38 %igen, der sich dafür einsetzt, dass Ausländer bitte zu Hause bleiben, aber ganz im Sinne der heiligen drei Könige ein paar Geschenke überreichen dürfen. "Wenn möglich aber per Post", lallt Papst Aquavit schwankend. Dank der starken schauspielerischen Leistung von Markus Pörner, der auch als Jean Pütz an anderer Stelle glänzte, sehr überzeugend.

 

Die gesamte Truppe war wieder mit viel Leidenschaft bei der Sache. Fast jedes Stück wurde musikalisch ausgeschmückt, stets mit Klavier, manchmal sogar mit Geige. Der Gesang stellte eventuelle Längen in den Hintergrund und sorgt für mehr Abwechslung - hatte streckenweise allerdings den Nachteil, dass ein paar schiefe Töne durch den Saal hallten.

 

Richtig kritisch hingegen war "Unser globales Dorf", denn hier wurde die Welt auf ein kleines Dörfchen übertragen. Die Müllkippenbande repräsentiert die dritte Welt, Großbauern die G7-Staaten und eine Krankenschwester Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, verbunden mit dem musikalischen Highlight des Abends. Nadine Schiel zeigte ihre gesangliche Qualität und Klasse, als sie zu Spenden für die Schmuddelkinder aufruft. Die Themen Ausländerfeindlichkeit und Klischeedenken wurden auch an anderer Stelle kräftig abgewatscht: Sebastian Rüdiger und Ayda Khalilallafi klagten gekonnt humorvoll das typische Schubladendenken vieler Deutscher an. Dabei stets selbstbewusst, textsicher und mit starker Mimik.

 

Es ging aber auch vollkommen unpolitisch zur Sache. Etwa die Nummer zum Mobiltelefon, wo kurzerhand auch das Publikum involviert war. Da wurden mutig ahnungslose Zuschauer gestreichelt, begrabscht und ans Ohr gedrückt. Natürlich sehr zu deren Freude übrigens.

Neben dem "Handywahn" nahm ebenfalls der "Schönheitswahn" eine zentrale Position im 13. Programm des Kabarettungsdienstes ein. Womit wir wieder bei Jean Pütz wären. Der rät gemeinsam mit seiner polnischen Assistentin Olga, geschmackvoll bekleidet mit einer blutverschmierten Schürze, zum schlichten Heimbaukasten - um "den perfekten Körper zu designen". Die 10-jährige Tittina Flach jedenfalls ist begeistert. Was deren Problem war, lässt sich schon am Namen erahnen. Und wenn nichts mehr hilft, dann empfiehlt Jean Pütz einfach eine "Ganzkörpererneuerung". So wird man mit einfachsten Mitteln schnell zu einem Brad Pitt oder George Clooney.

 

 Fleißiges Klatschen zahlt sich auch beim Kabarettungsdienst aus: Die Schülerinnen und Schüler lieferten eine Zugabe zum Thema: "Schöner essen". Ob allerdings der Appetit davon wirklich steigt, darf jedoch schwer angezweifelt werden. Genfood ist eben eine Sache für sich.

 

Ab Herbst geht es dann für den Kabarettungsdienst in neuer Besetzung und mit dem nunmehr schon 14. Programm wieder zurück auf die Bühne.

 

www.wupperguide.de

 

 Veröffentlicht am 17.02.2006. Text: Falk Plücker , Bildmaterial: Kabarettungsdienst