Das Kabarett des Gymnasiums Siegesstraße präsentierte zum elften Mal ein gelungenes Programm.Diesmal mit dem Titel „Wir treten zurück".
Von Gina Osthoff
Barmen. Wo Jean Pütz mit Tacker und Geflügelschere an Herzklappen operiert, das neue Pfandsystem den Weltfrieden herbeigeführt und eine Familie eine „Wir- Eintopf-AG" gründet, kann der „Kabarettungsdienst" nicht weit sein. Am vergangenen Donnerstag hieß es um 19.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums Siegesstraße wieder „Tatü, tata, der Kabarettungsdienst ist da": Das erfolgreiche Schüler-Kabarett unter der Leitung von Michael Brischke präsentierte sein elftes Programm mit dem Titel "Wir treten zurück!".
Leider standen die zehn Jugendlichen der Gruppe wegen eines Lehrerausflugs nur einen sehr kleinen Publikum gegenüber: „Der Auftritt an einem schulfreien Tag war ein Experiment. Das ist wohl gescheitert", bedauerte Lehrer und Organisator Brischke bei seiner Begrüßung. Kein Grund für die Darsteller, ihr mehr als zweistündiges Programm nicht mit absolutem Engagement zu spielen. Mit relativ einfachen Kostümen und Requisiten erzielten die Jugendlichen mit viel Talent und gutem Zusammenspiel eine große Wirkung: Ob Nadine Schiel und Berit Kersten mit französischem Akzent leidenschaftlich „ein Liebeslied für unseren Oberbürgermeister" schmetterten, oder alle zusammen mit dem
Lied „Geiz ist geil" der Werbung huldigten - der Kabarettungsdienst fand immer den richtigen Ton. Die oft derben politisch - kritischen Texte sind von den Jugendlichen selbst verfasst und bearbeitet. Leiter Brischke musste nur selten als Souffleur aushelfen und konnte sich auf seinen Job als Klavierbegleiter und DJ konzentrieren. Die Kabarett-Gruppe gestaltete den ganzen Abend allein, doch die anfallende Arbeit erledigen die Künstler gerne: „Ich bin gar nicht mehr hier auf der Schule, doch von Kabarettungsdienst konnte ich mich nicht trennen", schwärmt Florian Lababidi (19). Trennen konnte sich auch das kleine Publikum kaum von den Darstellern: Nach einer „EU-Führerscheinprüfung", einem Werbespot für humanitäre (Schein)-Hilfe im Irak und dem „Gefoltertenchor Simonshöfchen" musste der Kabarettungsdienst noch zwei Zugaben liefern: So kamen die Zuschauer noch in den Genuss eines „Discounter-Raps" zur Kundenwerbung, gesungen von Thomas Kühnast, Stefania Casto und Florian Lababidi. Nach der politisch korrekten Version des Liedes „Die Affen rasen durch den Wald" mit dem Titel „Wo sind unsere heimischen Rohstoffen?" endete das Programm mit viel Applaus.
Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, 4.10.2003
Deutschland tritt zurück - oder auch mal ein Schritt vor? Die Beobachtungen der aktuellen (Welt-) Politik haben den Wuppertaler Kabarettungsdienst zu einem bissigen neuen Programm inspiriert, das folglich unter dem Titel „Wir treten zurück !" an den Start ging und im November noch einige Male zu sehen ist. Und es lohnt sich, denn hier werden nicht nur Missstände angeprangert und Unfähige auf die Schulter genommen, sondern auch konkrete Lösungsmöglichkeiten geboten. Kleine Beispiel gefällig? Da die Bundesbahn anscheinend unter dem Motto „Fahrgastfrei, aber leistungsstark" agiert, werden hier revolutionäre Vorschläge zur Bahnpreisreform wie neue Mitfahrer-, Macho- oder Wellnessrabatte mit eigenen Logoplakaten gezeigt. Großartig ist das „Liebeslied für unseren Oberbürgermeister", ästhetisch und inbrünstig als Duett zweier Ladies im Marlene-Stil dargeboten. Die muntere Truppe des Gymnasiums Siegesstraße besteht aus elf aktiven Neuzugänge und „alten Hasen", natürlich inklusive Michael Brischke, dem engagierten Lehrer, der für Musik und Regie verantwortlich zeichnet. MH
„colibri“, Wuppertal November 2003
Von Stefan Moutty
Der „Kabarettungsdienst" war der Höhepunkt beim diesjährigen Fest des Oberhausener Stadtverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das am Freitagabend traditionell im Ebertbad stattfand.
„Wir treten zurück" so lautete der Programmtitel des Schülerkabaretts „Kabarettungsdienstes" aus Wuppertal. Dass die jungen Damen und Herren manchen Pointentreffer beim „Zurückgetreten" landeten, bewies der Beifall der zahlreichen Gewerkschaftsmitglieder.
„Pfand für alle(s)", „Ich-AG, Wir-AG, Über-Ich-AG", „Die Bahn kommt (vielleicht)", „Geiz ist geil" - so lautete nur einige Themen, die gleichermaßen tiefgründig wie humorvoll durchleuchtet wurden.
Das professionell dargebotene Programm war Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Wuppertaler Gymnasiasten und ihrem Lehrer Michael Brischke, der das Kabarett 1993 gründete und bis heute leitet. Das Publikum war begeistert und die Akteure wurden erst nach mehrmaliger Zugabe entlassen. (...)
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Oberhausen, 7.6.2004
Vom 12. bis zum 17. Juli war der Kabarettungsdienst (Kabarett des Gymnasiums Siegesstraße) auf Gastspielreise in Baden-Württemberg – und zwar auf Einladung von Schulen in Tübingen, Reutlingen, Mössingen, Hechingen und Dusslingen. An vier Gymnasien wurden dabei mit 160 Oberstufenschülern Workshops zum Thema „Kabarett selber machen – wie geht das?“ durchgeführt. Außerdem gab es fünf Aufführungen für sieben Schulen. Gruppenleiter Michael Brischke hat im Auftrag der Bezirksregierung schon viele Lehrerfortbildungen durchgeführt. Sein letzter Besuch an einem Tübinger Gymnasium hat übrigens zur Gründung einer Kabarettgruppe geführt. Jetzt ist auch dort eine Lehrerfortbildung geplant. Ach ja, die Stimmen der dortigen Zeitungen zum Kabarettungsdienst: Vom Feinsten, souverän und ideenreich.
Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, 21.7.2004
Schülergruppe „Kabarettungsdienst“ aus Wuppertal gastierte am
Hechinger Gymnasium
Von Willy Beyer
Hechingen. Mit Biss und Satire kommentierte die Schülergruppe „Kabarettungsdienst“ aus Wuppertal am Donnerstag in der Aula des Hechinger Gymnasiums Alltagsprobleme und Themen der Weltpolitik. Die Lachmuskeln der etwa 80 Zuschauer wurden heftig strapaziert.
„Wir treten zurück“ heißt das neue, mittlerweile elfte Programm, mit denen die Jugendlichen auch in der Region gastieren. Weitere Auftritte hatten sie in Schulen in Mössingen, Reutlingen und Tübingen. Für ihre Tournee sind die Schüler extra eine Woche vom Unterricht freigestellt worden. Ihr Markenzeichen ist politisch-literarisches Kabarett. Dabei wird vieles aufs Korn genommen, Missstände werden angeprangert, und im „Rettungsdienst“ konkrete, aber höchst skurrile Lösungen gleich mitgeliefert.
So dient Jean Pütz mit seiner seit zig Jahren im WDR laufenden Sendung „Hobbythek“ als Aufhänger für die Szene „gesund machen - selber machen“, in der Markus Pörner, im besten Kölsch („Dat jibbet doch nit“) kommentiert, wie Oma mit einer Geflügelschere Opas Brustkorb öffnet
und mit dem Tacker die Herzklappen traktiert. Oder die Nummer mit der „Folteranwendungsverordnung“, eine Anspielung auf Forderungen, Folter bei Verhören wieder zuzulassen. Nach ausgeklügelten Vorschlägen zur Folteranwendungen tritt der „Gefoltertenchor der JVA Stuttgart“ auf, der zur Nabucco-Melodie grölt: „Folter für alle und jeden Zweck“.
Besonders fiel in der gelungenen Gesamtdarbietung der „Lockenkopf“ Bastian Rüdiger als Vorsprecher und in Solorollen auf, in die auch das Publikum einbezogen wurde. Etwa in dem Sketch, in dem an der Tafel eine mathematische Ableitung für die Achsen des Bösen gesucht wird. Bei der geometrischen Darstellung des Terrors ergeben Streichen und Kürzen ein Hackenkreuz.
Texte selber verfasst
Die sieben jungen Frauen und Männer vom „Kabarettungsdienst“ kommen aus dem Gymnasium Siegesstraße in Wuppertal-Barmen. Regisseur ist ihr Lehrer Michael Brischke, der bereits seit 1981 Kabarett mit Schülern macht. Er ist auch die Musik zuständig, die teils auch aus der Feder der Schüler stammt. Die Texte der Szenen sind alle von ihnen selber verfasst.
Schwarzwälder Bote, Hechingen, 17.7.2004
Der Wuppertaler Kabarettungsdienst im Kepi
TÜBINGEN (mss). Eine Fahrgastfreie Bundesbahn und Über-Ich-AGs - Das Kabarett des Wuppertaler Gymnasiums Siegesstraße sorgte am Dienstag Abend im Keppler-Gymnasium für richtig gute Unterhaltung mit viel Biss und manchem Tiefgang. Auf ihrer Gastspielreise durch Baden-Württemberg zeigte die Gruppe ihr elftes Programm mit dem Titel „Wir treten zurück".
„Wenn sie sieben Wochen im voraus buchen, bekommen sie ganze satte 41 Prozent Rabatt, bei sieben Monaten 42 Prozent, sieben Jahren 43 Prozent und so weiter! Bei ihrer letzten Reise vielleicht schon himmlische 45 Prozent." Nicht nur die Bundesbahn wurde am Dienstag abends im Tübinger Keppler-Gymnasium Opfer des Wuppertaler Kabarettungsdienstes. Die Schüler des Gymnasiums Siegesstraße in Wuppertal nahmen von Anti-Terror-Maßnahmen über das Thema Folter bis hin zur Gesundheitsreform alles aufs Korn, was öffentlich diskutiert wird und wurde. In ihrer über zweistündigen Show bot die achtköpfige Crew Satire vom Feinsten.
Der Kabarettungsdienst zeigte mit „Wir treten zurück" bereits sein elftes Programm. Seit 1993, als das Kabarett auf Initiative des Lehrers Michael Brischke gegründet wurde,
gab es insgesamt 152 Aufführungen mit 72 beteiligten Schülern in zahlreichen deutschen Städten. Ob „Willkommen in Freizeitpark Deutschland", „Sparprogramm Schongang" oder „Rückgratlose Aufklärung" - die Schüler greifen in ihren selbst geschriebenen Programmen stets aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft auf und bieten sie in kreativer Form dar. So erfuhr man am Dienstag in der Hobbythek unter dem Motto „Gesund machen - selber machen - leicht gemacht", wie man sich aus einer Waschmaschine ein Dialysegerät und aus einem Backofen ein Intensivstation für Frühgeburten baut.
Mit wenigen Requisiten, dafür aber umso einfallsreicheren Texten unterhielten die acht Darsteller ihr Publikum bestens. Für die musikalische Begleitung sorgte der Initiator Michael Brischke persönlich.
Leider waren nur etwa ein Drittel der rund hundert Plätze besetzt. Das hielt die vier Jungen und Mädchen jedoch nicht davon ab, ihr Bestes zu geben. Das souveräne Auftreten der Akteure und die ideenreiche Show überzeugten und erst nach zwei Zugaben durften sie die Bühne verlassen. Die Gruppe war in den letzten Tagen noch in mehreren Gymnasien im Kreis zu sehen. Nun texten die Jugendlichen an ihren zwölften Programm.
Schwäbisches Tagblatt, Tübingen, 15. Juli 2004