„Kabarettungsdienst“ der Siegesstraße mit neuem Programm
Eigentlich sollte sich am vergangenen Samstag der Bühnenvorhang in der Aula des Gymnasiums Siegesstraße erstmalig heben, und den Blick auf die Premiere des neuen Programms des „Kabarettungsdienstes“ freigeben. Doch der Vorhang war gar nicht vorhanden, man zeigte das gläserne Kabarett, da Brandschutz in der alten Aula zugeschlagen hatte. Aber die Jung-Kabarettisten machten aus der Not eine Tugend, forderten das Publikum zu Selbstverantwortung und Fluchtübungen auf. Ihr Engagement und ihre Spielfreude ließen sie sich nicht nehmen und starteten nach dem Vorgeplänkel in einen Temporeichen Abend, der so manche Nummer bot, die knochenhart mit dem Alltagswahnsinn konfrontierte. So schickten die Kabarettisten den kleinen Panzer Leo auf seine erste große Reise in die Türkei, doch man braucht keine Angst zu haben, am Ziel trifft Leo viele Kumpels, die alle deutsch sprechen. Im CDU-Spendenstadel verspricht ein Angela-Merkel-Carolin-Reiber-Verschnitt dem Bürger mit der höchsten Spende, den Rüstungsexport in ein außereuropäisches Land der Wahl. Geld ist an die Stelle von Religion getreten, Frauen werden in der Bundeswehr zu Sexobjekten, es geht um eine Talkshow zum Thema Handy-Liebe, eine Imageberatung bereitet die Politiker auf den Umgang mit der Jugend vor, auf der Expo präsentieren sich die Länder von ihrer „besten“ Seite, „Teletubbies“ und Talentförderung kommen auch vor. Höhepunkt ist sicherlich die Persiflage auf „Big Brother“, wo sich die gläsernen Politiker im Container präsentieren und Jürgen Rüttgers die „Green Card“ für Indien gewinnt. [...]
Auszüge aus der „Wuppertaler Rundschau vom 31.8.2000
Wuppertal und Umgebung haben sie schon bekehrt, jetzt ist die Welt an der Reihe. Und wo könnten die Schüler des Gymnasiums Siegesstraße besser auf sie treffen als auf der Expo? Auf Einladung der "Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in der BRD" und der "Bundesvereinigung kulturelle Jugendbildung" war der "Kabarettungsdienst" auf der Weltausstellung. Mit Auftritten in der Jugendstadt "Jam-City" und auf dem Expo-Gelände begeisterten die Schüler das Publikum. Das "Big Tipi", ein großes Indianerzelt, war zwei Stunden lang gut gefüllt - inklusive Zugabe. Wegen des großen Erfolgs wurden die Schüler für den 22. Oktober gleich noch einmal auf die Expo eingeladen.
Westdeutsche Zeitung, Wuppertal, 13.9.2000