Kabarettungsdienst: Im 16. Programm nimmt die Truppe des Johannes-Rau-Gymnasiums die politische Landschaft auf die Schippe. Von Falk Plücker
Wuppertal. Am Samstag, dem 7. September, spielten sich in der Aula des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau in der Siegesstraße skurrile Szenen ab: Alfred Biolek lud zum Hartz IV-Promi-Dinner mit Josef Ackermann und Verona Pooth, eine Diapräsentation zeigte die Geschichte des ausgestorbenen Homo Tabacus und Dieter Bohlen, George Bush und Paris Hilton traten als Vorbilder für „Arbeits- und Sozialverhalten“ auf.
Der Kabarettungsdienst nimmt in seinem 16. Programm „Kopfnoten unbefriedigend!“ die politische Landschaft Deutschlands auf die Schippe. Das junge Ensemble präsentiert dem Publikum zum 15-jährigen Bestehen durchdachte Kritik, verpackt in teilweise bissige Texten.
Das Programm setzt sich aus einer Vielzahl kurzer und knackiger Nummern zusammen, in deren Mittelpunkt die Bildungspolitik steht. Überhaupt ist bei den meisten Programmpunkten, wie es sich für gutes Kabarett gehört, ein wenig politische Bildung förderlich. Überfordert werden die Zuschauer aber an keiner Stelle.
Das gesamte Ensemble liefert eine hingebungsvolle Darbietung, Textpatzer blieben am Samstag trotz krankheitsbedingten Probleme Mangelware – und auch wenn nicht jede Pointe zündete, war das Publikum im Großen und Ganzen amüsiert.
Überzogene, aber realitätsnahe Imitation der Kanzlerin
Allen voran kann Robin Smets die Zuschauer für sich gewinnen. Trotz Geschlechterunterschied wirkt seine überzogene Imitation der Bundeskanzlerin wahrhaft realitätsnah. Gemeinsam mit Saskia Schulte als Barbara Sommer quäkt und schnattert er mit unverschämt hässlicher Perücke vom neuen Schulsystem, indem anhand der beruflichen Qualifikation der Eltern von vornherein die passende Schulbildung der Kinder festgestellt werden soll.
Die Schülerinnen und Schüler haben ihre Texte mit Unterstützung des Kabarettleiters Michael Brischke allesamt selbst verfasst und geben sich große Mühe, ihr Programm liebevoll zu präsentieren. Schade nur, dass sich trotz Premiere wenig Zuschauer eingefunden haben, um die ausgearbeiteten Inszenierungen anzuschauen. WZ-Wuppertal 8.9.2008 (nach wz-newsline.de)
WZ-Wuppertal 4.2.2009 (nach wz-newsline.de)
Teams waren beim ersten Wuppertaler Schulpreis erfolgreich. Gestern gab es viele glückliche Gewinner bei der Preisübergabe. von Andreas Lukesch
Wuppertal. Angelina sprach aus, was rund 200 Schüler und Lehrer gestern in der Gesamtschule Barmen bewegte: „Es ist toll, dass wir so weit gekommen sind. Wir sind stolz und sagen Danke.“
Gerade hatte sie mit ihren Mitschülern den zweiten Preis in der Kategorie Grundschulen beim Schülertal-Wettbewerb in Empfang genommen. Ausgezeichnet wurde das Projekt der Grundschule Germanenstraße „Altgold und Jungblut“. Junge Menschen begegneten Senioren in ihrem Stadtteil, sprachen, lasen, weinten und lachten mit ihnen.
Schließlich entstanden Freundschaften, die bis zur Verleihung des ersten Wuppertaler Schulpreises, ausgelobt von der Bayer AG und der Westdeutschen Zeitung, reichten. Denn auch die Abteilung „Altgold“, Senioren der Altentagesstätte, ließen es sich nicht nehmen, „ihren“ „Jungblut“-Freunden auf der Bühne zu gratulieren.
„Wir sind völlig verschieden – und das verbindet“, sagte Angelina. Eine Erkenntnis, die auch für die ausgezeichneten Projekte gilt. Von der Sportklasse bis zum Polit-Kabarett, von der Gewaltprävention bis zum Mädchenfußball – die insgesamt 18 Preisträger stehen für die ganze Vielfalt und den Ideenreichtum an den Wuppertaler Schulen, jenseits aller Lehrpläne.
Insgesamt beteiligten sich rund 50 Wuppertaler Schulen mit 70 Projekten. Für die Gewinner hat die Bayer AG ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 15 000 Euro ausgelobt. Die Summe verteilt sich in den einzelnen Schulformen: 1. Preis 2000 Euro; 2. Preis 1000 Euro; 3. Preis 500 Euro für jeweils vier Preisträger.
Dieses „Mehr“, das die Schulen bieten, werde durch den SchülerTal-Schulpreis ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, so die Gastgeberin Bettina Kubanek-Meis, Leiterin der Gesamtschule Barmen.
Ausgezeichnet wurden Wuppertals „engagierteste Schüler und Lehrer“, wie sich WZ-Chefredakteur Friedrich Roeingh ausdrückte. Er verlieh die Preise in der Kategorie Berufskollegs, Förderschulen und Sonderprojekte. Schuldezernent Matthias Nocke überreichte Urkunden und Preisgelder an sechs Grundschulprojekte, während Michael Schade, Leiter der Bayer-Unternehmenskommunikation, sechs weiterführende Schulen mit Preisen bedachte.
Kramer: „Spaß am Lernen“ von Andreas Lukesch
Wuppertal. Ann-Kathrin Kramer, Wuppertaler Schauspielerin und Kinderbuchautorin, war der umringte Star der Schulpreisverleihung. Kramer engagiert sich auf vielfache Weise für Kinder und Kinderhilfe – da war es nur folgerichtig, auch die Schirmherrschaft von SchülerTal zu übernehmen. Die Preisverleihung nannte sie eine „Plattform für die schönen Dinge, die an den Schulen passieren“.
Die Mutter eines elfjährigen Sohnes weiß, wovon sie spricht. Sie hat ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Schule. Ihre wichtigste Botschaft: „Schule muss es schaffen, die Freude am Lernen zu erhalten.“ Das hänge vor allem vom Engagement der Lehrer ab, die nicht immer angemessen für ihre harte Arbeit belohnt würden. luk
1. Preis weiterführende Schulen: Professionell und in Wuppertal unübertroffen: Der Kabarettungsdienst überzeugt eine ganze Stadt.
von Valeska von Dolega
Wuppertal. „Kabarett ist eine leicht verderbliche Ware“, konstatiert Michael Brischke. Der studierte Theologe und Sportlehrer muss es wissen, 1993 gründete er am Ganztagsgymnasium Johannes Rau, das damals noch Gymnasium Siegesstraße hieß, den Kabarettungsdienst.
Die bislang 16 Programme erlebten 222 Aufführungen. Und in jeder von ihnen standen die Schüler im Mittelpunkt. Eine der herausragenden Eigenschaften dieser Formation ist, dass nicht bloß Requisite, Regie und die Gestaltung von Programmheft und Plakat für die jeweiligen Inszenierungen von den Schülern erledigt werden. „Jede Zeile des politisch-literarischen Kabaretts ist von uns selbst verfasst“, erklärt Nüket Yalcin (19). „Arbeitsweise und Arbeitsatmosphäre sind ganz anders, als man sie von der Schule kennt“, fügt Mitstreiter Robin Smets (18) hinzu.
Typisch deutsches Kabarett der besten Sorte
Die Einheit von Autor und Spieler sei „typisch für deutsches Kabarett der besten Sorte“, lobt Brischke. 92 Schüler haben im Verlaufe der Jahre bei der Truppe mitgemacht, manche wie Aylin Sen und Jasper Elbers sind noch dabei, obwohl sie im vergangenen Jahr Abi gemacht haben.
Zu den alten Hasen kommen junge Haie wie Emma Saranin oder Carol Rüchel, beide jetzt in der 10. Klasse. „Das ist eine gute Durchmischung. Die Älteren nehmen die Jüngeren an die Hand“, lobt Brischke. Der Weg in den Kabarettunsgdienst, der zunächst in Zweierteams, oft privat oder in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, „aber möglichst selten in einem Klassenzimmer probt“, so der 57-jährige Leiter, ist unterschiedlich.
Bei Nüket war es die ältere Schwester, die begeistert von der Formation berichtete und so Interesse weckte. „Mich hat meine Deutschlehrerin angesprochen“, erinnert sich Konstantin Kraus (19), im dritten Jahr dabei. Eigentlich wollte er bloß Texte schreiben und bei den Aufführungen eine Aufgabe hinter den Kulissen absolvieren. „Ich war wirklich eher scheu.“
Persönlichkeitsentwicklung und beste Unterhaltung
Inzwischen steht er gerne auf der Bühne. „Ich bin eine Rampensau im positiven Sinne“, grinst er. Ähnlich wie bei Robin, der sich selbst als schüchtern beschreibt, als er vor drei Jahren Kabarettungsdienstler wurde. Aber in der Atmosphäre von Vertrauen und Offenheit, bei der es selbstverständlich kontrovers geführte Diskussionen über Beiträge gibt, hat viel für sein Selbstbewusstsein getan. „Die Probenarbeit dient der Persönlichkeitsentwicklung. Da gibt es Elemente, die sonst im Schulalltag nicht dabei sind“, findet auch Jasper.
Für das Publikum in und um Wuppertal – im bevorstehenden Sommer absolviert der Kabarettungsdienst eine Tournee nach Baden-Württemberg – ist die Formation schlicht gute Unterhaltung. Dass mit spitzer Feder beziehungsweise spitzer Zunge die politischen Dramen und gesellschaftlichen Ereignisse des Landes satirisch auf den Punkt gebracht werden, gefällt jedes Mal aufs Neue.
Das aktuelle Programm „Kopfnoten unbefriedigend“ wird am Samstag, 7. Februar, 19.30, im Ganztagsgymnasium Johannes Rau, Siegesstraße 134, aufgeführt, ist aber bereits ausverkauft.
Im Internet: www.kabarettungsdienst.de
Und hier ein Video der Preisverleihung: http://video.wz-newsline.de/wzplayer.php?vid=236